Testflug zum Saturn

Film
Titel Testflug zum Saturn
Originaltitel Test pilota Pirxa
Produktionsland Polen,
UdSSR
Originalsprache Polnisch
Erscheinungsjahr 1979
Länge 125 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Zespoly Filmowe
Tallinnfilm
Stab
Regie Marek Piestrak
Drehbuch Vladimir Valutsky
Stanisław Lem
Musik Arvo Pärt
Eugeniusz Rudnik
Kamera Janusz Pawlowski
Schnitt Roman Kolski
Besetzung
  • Sergei Desnitsky: Kommandant Pirx
  • Boleslaw Abart: Jan Otis
  • Wladimir Iwaschow: Harry Brown
  • Alexander Kaidanowski: Tom Nowak
  • Zbigniew Lesien: John Calder
  • Ferdynand Matysik: Green (Direktor der UNESCO)
  • Igor Przegrodzki: McGuirr
  • Tõnu Saar: Kurt Weber

Testflug zum Saturn (auch: Der Test des Piloten Pirx; Originaltitel: polnisch Test pilota Pirxa, russisch Dosna nije pilota Porksa) ist ein 1979 veröffentlichter polnisch-sowjetischer Science-Fiction-Film von Marek Piestrak. Er basiert auf der Kurzgeschichte Die Verhandlung von Stanisław Lem. Der Film wurde 1981 unter dem Titel Der Test des Piloten Pirx erstmals in der DDR aufgeführt.[2] 1984 wurde er in der Westdeutschland in der ARD gezeigt.[2]

Handlung

Nachdem neuartige, humanoide Roboter entwickelt wurden (die Nichtlinearen), tritt die UNESCO an den Raumpiloten Pirx heran, um ihn für eine Raumkreuzer-Testfahrt mit nichtmenschlichen Besatzungsmitgliedern zu gewinnen. Überprüft werden sollten dabei die Eignung, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Roboter. Pirx zeigt sich skeptisch sowohl in Bezug auf die versprochene Überlegenheit der Roboter als auch in Bezug auf den Auftrag, nimmt die Leitung der Testfahrt jedoch an, nachdem ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde.

Vor und während der Reise in Richtung Saturn versucht Pirx, die Besatzungsmitglieder zu durchschauen, die ihm ihrerseits unter vier Augen bekunden, jeweils menschlich oder künstlich zu sein. Pirx’ Plan, eine Situation herbeizuführen, in der sich der Roboter dem Menschen als unterlegen herausstellen muss, geht auf, als das Absetzen einer Sonde über der cassinischen Teilung der Saturnringe misslingt und Pirx keine Befehle gibt, die zu diesem Zeitpunkt zuverlässig zum Tod der menschlichen Besatzung des Raumschiffs geführt hätten. Stattdessen ist der Nichtlineare gezwungen, in einer unklaren Situation intuitiv zu reagieren, was zum Scheitern seines Plans führt. Die Rakete durchquert die cassinische Teilung und kehrt zur Erde zurück. In einer anschließenden Gerichtsverhandlung wird Pirx entlastet.

Mitte: Marek Piestrak (Regie), rechts: Zbigniew Lesien (John Calder), 2015

Film und Vorlage

Die 1978 entstandene Verfilmung hält sich teils eng an die Vorlage, erweitert die Handlung aber um eine längere Vorgeschichte. Wissenschaftliche Ungenauigkeiten – beispielsweise ein minutenlanges Durchqueren der cassinischen Teilung durch solide wirkende Saturnringe – sind in Lems Kurzgeschichte korrekter beschrieben (in der die sehr dünnen Saturnringe praktisch augenblicklich passiert werden).

Auch die thematische Ausrichtung des Films entfernt sich leicht, aber maßgeblich von Lems Original. Krzysztof Loska merkt an, dass nach dem 1968 erschienenen Meilenstein 2001 – Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick das Thema der übermächtigen Elektronengehirne aufkam, die sich gegen die Menschen auflehnen. Im Testflug zum Saturn sei diese populäre Cyborg-Geschichte in den Vordergrund geschoben worden, während die zugrundeliegende Kurzgeschichte stärkeren Fokus auf die grundsätzliche Frage nach der Erschaffbarkeit und dem Wesen künstlicher Lebensformen und dem zugrundeliegenden Menschenbild legt. Loska betrachtet den Testflug entsprechend als unglückliche Adaption.[3]

Synchronisation

Rolle Darsteller Synchronstimme
Commander Pirx Sergei Desnitsky Eckart Dux
Green Ferdynand Matysik Rolf Schult
Harry Brown Vladimir Ivashov Wolfgang Condrus
Jan Otis Boleslaw Abart Andreas Mannkopff
John Calder Zbigniew Lesien Claus Jurichs
Juge Janusz Bylczynski Heinz Petruo
Kurt Weber Tõnu Saar Knut Reschke
McGuirr Igor Przegrodzki Joachim Röcker
Mitchell Mieczyslaw Janowski Lutz Riedel
Staatsanwalt Edmund Fetting Friedrich Georg Beckhaus
Tom Nowak Aleksandr Kaydanovskiy Lothar Hinze
Verteidiger Józef Fryzlewicz Manfred Grote
Vorsitzender Marek Idzinski Arnold Marquis[4]

Kritik

Das Lexikon des internationalen Films lobt den Film als „perfekt inszeniertes und spannendes Weltraummärchen.“[2]

Literatur

  • Der Test des Piloten Pirx. In: Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 893.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Testflug zum Saturn. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, November 2009 (PDF; Prüf­nummer: 120 761 V).
  2. a b c Testflug zum Saturn. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. Juni 2023. 
  3. Krzysztof Loska: Lem on Film. In: Peter Swirski (Hrsg.): The art and science of Stanislaw Lem. McGill-Queen's Univ. Press, Montréal 2006, ISBN 978-0-7735-3047-8, S. 153 ff. 
  4. Testflug zum Saturn. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 2. Juni 2023. 
Werke von Stanisław Lem

Science-Fiction-Werke: 1946 Człowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars, 1989) | 1951 Astronauci (dt. Der Planet des Todes / Die Astronauten, 1954) | 1955 Obłok Magellana (dt. Gast im Weltraum, 1956) | 1957 Dzienniki gwiazdowe (dt. Sterntagebücher, 1961) | 1959 Eden (dt. Eden, 1960) | 1961 Solaris (dt. Solaris, 1972) | 1961 Pamiętnik znaleziony w wannie (dt. Memoiren, gefunden in der Badewanne, 1974) | 1961 Powrót z gwiazd (dt. Transfer / Rückkehr von den Sternen, 1974) | 1964 Niezwyciężony (dt. Der Unbesiegbare, 1967) | 1964 Bajki robotów (dt. Robotermärchen, 1969) | 1965 Cyberiada (dt. Kyberiade, 1983) | 1968 Opowieści o pilocie Pirxie (dt. Pilot Pirx, 1978) | 1968 Głos Pana (dt. Die Stimme des Herrn, 1981) | 1969 Opowiadania (dt. Nacht und Schimmel, 1972) | 1971 Kongres futurologiczny (dt. Der futurologische Kongreß, 1974) | 1976 Maska (dt. Die Maske, 1978) | 1981 Golem XIV (dt. Also sprach Golem, 1984) | 1982 Wizja Lokalna (dt. Lokaltermin, 1985) | 1986 Pokój na ziemi (dt. Der Flop / Frieden auf Erden, 1986) | 1987 Fiasko (dt. Fiasko, 1986) |

Verschiedene: 1951 Jacht „Paradise” (Theaterstück, mit Roman Hussarski) | 1955 Szpital przemienienia (dt. Die Irrungen des Dr. Stefan T. / Das Hospital der Verklärung, 1959) | 1957 Dialogi (dt. Dialoge, 1980) | 1959 Śledztwo (dt. Die Untersuchung, 1975) | 1964 Summa technologiae (dt. Summa technologiae, 1976) | 1968 Filozofia przypadku (dt. Philosophie des Zufalls, 1983 / 1985) | 1968 Wysoki Zamek (dt. Das Hohe Schloß, 1974) | 1970 Fantastyka i futurologia (dt. Phantastik und Futurologie, 1977 / 1980) | 1971 Doskonała próżnia (dt. Die vollkommene Leere, 1973; Das absolute Vakuum, 1984) | 1973 Wielkość urojona, (dt. Imaginäre Größe, 1976) | 1976 Katar(dt. Der Schnupfen 1976) | 1978 Rozprawy i szkice, (dt.  aufgeteilt auf Sade und die Spieltheorie, 1986; Über außersinnliche Wahrnehmung, 1987; Science-fiction: ein hoffnungsloser Fall mit Ausnahmen, 1987) | 1980 Prowokacja, (dt. Provokation, 1981) | 1983 One Human Minute, (dt. Eine Minute der Menschheit, 1983) | 1983 Weapon Systems of the 21st Century or the Upside Down Evolution, (dt. Waffensysteme des 21. Jahrhunderts, 1983) | 1983 The World as Holocaust, (dt. Das Katastrophenprinzip, 1983) | 1992 Die Vergangenheit der Zukunft | 1996 Tajemnica chińskiego pokoju, (dt. Die Technologiefalle, 2000) | 1999 Bomba megabitowa, (dt. Die Megabit-Bombe, 2003) | 2000 Okamgnienie, (dt. Riskante Konzepte, 2001) | 2003 DyLEMaty | 2006 Rasa drapieżców – Teksty ostatnie | 2009 Sknocony kryminał (posthum) |

Verfilmungen: 1960 Der schweigende Stern | 1963 Ikarie XB 1 | 1968 Solaris | 1972 Solaris | 1974 Die Untersuchung | 1978 Testflug zum Saturn | 2002 Solaris | 2007/2011 Ijon Tichy: Raumpilot

Normdaten (Werk): VIAF: 1557148997586559870009