Diätenanpassung

Diätenanpassung war das deutsche Unwort des Jahres 1995, da es als verharmlosende Umschreibung für eine Diätenerhöhung angesehen wurde und damit die Bedeutung beschönigt und verschleiert worden sei.

Hintergrund ist eine im Jahr 1995 vorgenommene verhältnismäßig große Erhöhung der aus Diäten und Kostenpauschalen bestehenden Abgeordnetenentschädigung des Deutschen Bundestages. Weil ein großer Teil der Bevölkerung die Bezüge bereits vor der Erhöhung als hoch genug ansah, und die Abgeordneten per Gesetz ihre Bezüge selbst und ohne Einbeziehung anderer Gremien festlegen können, stieß dieses Vorhaben auf Kritik. Kritisiert wurde aber auch, dass die sonst den Regierungsvorhaben eher ablehnend gegenüberstehende damalige Oppositionspartei SPD bei dieser Entscheidung mit der Regierungskoalition stimmte.

Eine große Anzahl der Vorschläge für das Unwort des Jahres bezog sich auf diese Diätenerhöhung. Begriffe wie „Diäten“ und „Diätenerhöhung“ wurden abgelehnt, da die Bezeichnungen sprachlich korrekt waren. Der Begriff „Diätenanpassung“ sei jedoch eine „verharmlosende Umschreibung“, da man unter „Anpassung“ eine naturnotwendige Veränderung verstehe. Dies sei hier jedoch nicht gegeben. Mit der Wortwahl solle der „negative Eindruck“ der Diätenerhöhung „heruntergespielt“ werden.[1]

Kritiker dieser Wahl zum Unwort des Jahres wiesen darauf hin, dass

  • die Abgeordnetendiäten aufgrund vieler Nullrunden im Vorfeld geringer gewachsen seien als die Einkünfte der Arbeitnehmer und
  • das Abgeordnetengesetz als Richtschnur für die Höhe der Diäten die Bezüge von Bundesrichtern der Besoldungsgruppe R7 vorsehe und der Bundestag lediglich eine Anpassung an die Steigerung dieser Bezüge vorgenommen habe.

Siehe auch

Quellen

  1. Archivierte Kopie (Memento vom 28. Oktober 2010 im Internet Archive) Begründung für das Unwort des Jahres, abgerufen am 10. Juli 2011
Unwörter des Jahres Deutschlands der Gesellschaft für deutsche Sprache (bis 1994) und der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ (ab 1995)

1991 Ausländerfrei | 1992 Ethnische Säuberung | 1993 Überfremdung | 1994 Peanuts | 1995 Diätenanpassung | 1996 Rentnerschwemme | 1997 Wohlstandsmüll | 1998 Sozialverträgliches Frühableben | 1999 Kollateralschaden | 2000 National befreite Zone | 2001 Gotteskrieger | 2002 Ich-AG | 2003 Tätervolk | 2004 Humankapital | 2005 Entlassungsproduktivität | 2006 Freiwillige Ausreise | 2007 Herdprämie | 2008 Notleidende Banken | 2009 Betriebsratsverseucht | 2010 Alternativlos | 2011 Döner-Morde | 2012 Opfer-Abo | 2013 Sozialtourismus | 2014 Lügenpresse | 2015 Gutmensch | 2016 Volksverräter | 2017 Alternative Fakten | 2018 Anti-Abschiebe-Industrie | 2019 Klimahysterie | 2020 Corona-Diktatur und Rückführungspatenschaften | 2021 Pushback | 2022 Klimaterroristen | 2023 Remigration

Unwort des 20. Jahrhunderts: Menschenmaterial